Island Faktencheck: Irrtümer, Fehler und Missverständnisse

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Faktencheck: In diesem Beitrag möchte ich mit ein paar Fehlinformationen, Vorurteilen und Missverständnissen im Bezug auf Island aufräumen.

Vor allem möchte ich in diesem Kontext aber einmal an die Netikette erinnern und folgendes klarstellen: Niemand ist frei von Fehlern. Auch in diesem Blog wirst du Fehlinformationen finden, da bin ich leider ziemlich sicher. Ich recherchiere alle meine Beiträge nach bestem Wissen und Gewissen, das heißt aber nicht dass sie dadurch Fehlerfrei sind. Ich freue mich daher immer über konstruktive Kritik, denn das Ziel ist immer ein kleines bisschen besser zu werden in allem was man tut. Unfreundliche, nicht sachdienliche oder sogar beleidigende Kritik wird bei mir ignoriert.

 

Falsche Aussagen im ARD Beitrag zu Island

Grund für diesen Beitrag ist folgendes Video von der ARD, welches ich bei Facebook geteilt habe. Sofort gab es Kommentare die darauf hinwiesen, dass der Beitrag ziemlich platt sei und teilweise schlicht falsch. Ich habe mir also gedacht, ich schaue ihn mir an und berichtige alle Aussagen zu denen ich anderer Meinung bin. Ich kann mir nicht anmaßen absoluter Islandexperte zu sein, es gibt viele Menschen die das Land viel besser kennen also ich (mindestens 330.000 😉 ).

Absichtlich sehr haarspalterisch und bitte mit einer Prise Humor einzunehmen, hier ein paar Kommentare:

Sprache

Aussage: „Guten Morgen“ heißt „Moronn“

Richtigstellung: Góðan daginn bzw. Góðan dag

Sonnenstunden

Aussage: Im Februar ist es schon hell in Island, „ein paar Minuten länger als bei uns“.

Richtigstellung: Im Februar geht die Sonne in Reykjavik so gegen 10 auf und gegen 17 Uhr wieder unter. In Berlin geht sie gegen 7 Uhr auf und zwischen 17 und 18 Uhr unter. Die Verteilung kippt im April: Ab da hat Island mehr Sonnenlicht pro Tag als Deutschland. Das geht bis Oktober so, dann haben wir wieder mehr Sonne pro Tag.

Orte & Namen

Aussage: „Der Ort Geysir“

Richtigstellung: Auch wenn es sich im eine Örtlichkeit handelt, ist Geysir kein Ort im Sinne von Siedlung. Er ist eher als Sehenswürdigkeit zu sehen. Der Geysir ist Namensgeber für alle Geysire auf dem Planeten und wird oft verwechselt: Der regelmäßig, etwa 10-minütlich ausbrechende Strokkur ist nicht der Geysir sondern ein Geysir. Weitere berühmte Examplare sind im Yellowstone Nationalpark zu finden (Old Faithful und Castle Geysir). Dies beiden brechen zum Beispiel weitaus seltener aus und auch in ganz anderen Formen.

Kontinentalplatten

Aussage: „Die kleine Spalte zwischen Nordamerika und und Europa, die im Jahr 170cm breiter wird“

Richtigstellung: Sportlich. Dann würden die Fotos aus Silfra jedes Jahr markant anders aussehen. Tun sie aber nicht. Ich habe drei Monate vor Ort gearbeitet und es gab verschiedene Aussagen: Es gibt wohl Studien die besagen, die Spalte bewege sich derzeit so gut wie gar nicht, andere sagen etwas von wenigen Millimetern pro Jahr. Fakt ist, dass das Höhlensystem unter der Silfra-Spalte derzeit nicht von Tauchern betreten werden darf, weil man einfach kein Risiko eingehen möchte.

Essen

Aussage: „Walfleisch essen geht nicht mehr“

Richtigstellung: Geht schon. Muss man nur mit sich selbst ausmachen ob es moralisch OK ist oder nicht. Ich habe 2015 dann auch mal ein Wal-Steak probiert: Schmeckt erstaunlich anders als Fisch, hat mich aber nicht so begeistert. Hätte es mir geschmeckt, würde ich wohl wie auch bei meinem normalen Fleisch einfach darauf achten, dass es nachhaltig erwirtschaftet wird.

Die Siffra-Spalte

Aussage: Siffra-Spalte

Richtigstellung: Nur falls ihr es Googlen möchtet: Silfra!

Tauchen in Silfra kostet 200€

Aussage: „Man kann in Silfra tauchen, für 200€“

Richtigstellung: Naja. 2013 ging das sicher, als die Preise in Island noch überschaubar waren. Heute kostet der Tauchgang knapp 44.000ISK was im April 2017 einem Betrag von knapp 370€ entspricht. Schnorcheln kostet etwa die Hälfte. Es ist davon auszugehen, dass dieser Preis bis Jahresende nochmal ansteigt!

Fazit zum Beitrag

Für mich war der Beitrag eher ein Stupps in die Richtung, diesen Artikel mal zu schreiben. Die meisten Aussagen im Beitrag sind vollkommen korrekt und er ist auch schön und humoristisch gemacht.

Wenn ein Land so sonderbar ist wie Island und mit so vielen Extremen um sich wirft, dann steigen da immer Trittbrettfahrer auf und auch ich muss leider zugeben hier und da mal etwas zu übertreiben: Superjeeps sind nicht haushoch und Silfra vielleicht nur für mich einer der schönsten Orte auf der Welt (über Wasser ist es dort bei weitem nicht so beeindruckend!).

Hier sind also noch ein paar „Fakten“, die man mit Vorsicht genießen sollte:

Die blaue Lagune

Aussage: Die Blaue Lagune ist eine natürliche heiße Quelle

Richtigstellung: Die Blaue Lagune ist ungefähr so natürlich wie die Tropical Islands im Norden Deutschlands: Gar nicht. Sie entstand während dem Bau eines Geothemalen Kraftwerks, das direkt nebenan Strom für die Isländer erzeugt. Das Wasser ist übrigens Brackwasser: So heißt das offiziell wenn ein Gewässer nur ganz wenig Salz enthält, bspw. in Flussmündungen 😉

Das Islandpony

Aussage: Islandpferde sind keine Ponies

Richtigstellung: Sind sie doch! Aber a) darfst du das nicht sagen, wenn ein Isländer in Hörweite ist, weil es b) einfach daran liegt das es in Island nur das Wort „Pferd“ und keine weitere Unterscheidung gibt. Rein von Rasse und Stockmaß her, sind die Tiere Ponies.

Trinkgeld

Aussage: In Island gibt man kein Trinkgeld bzw. die Leute nehmen es nicht an.

Richtigstellung: Unsinn und leider immer wieder eine Ausrede für Leute, die einfach kein Trinkgeld geben wollen. Servicekräfte in Island freuen sich genauso über Trinkgeld wie die anderswo auf der Welt. Davon abgesehen: Ich gebe ebenfalls kein Trinkgeld mehr in Island, was aber den Grund hat dass ich bei den Preisen finde, dass die Arbeitgeber ihren Angestellten ordentlich Löhne zahlen können und das sage ich ggf. einfach dazu wenn ich meine Rechnung zahle.

Es gibt kein Jedermannsrecht in Island!

Aussage: In Island gilt das Jedermannsrecht und man darf überall zelten!

Richtigstellung: Das ist schlichtweg falsch. Auch ich bin dieser Aussage lange aufgesessen und bei vielen ist hier einfach der Wunsch Vater des Gedanken. In vielen skandinavischen Ländern (Schweden, Finland, Norwegen…) gilt ein Jedermannsrecht. Dies erlaubt es eine bestimmte Nutzung von Wildnis und teilweise auch Privatgrund, zum Beispiel zum zelten, Feuer machen und zur Nahrungssuche.

In Island gibt es kein Jedermannsrecht und es ist dir auch nicht gestattet zu zelten wo auch immer du möchtest. Nach einiger Recherche landet man irgendwann beim isländischen Naturschutzgesetz (auf Deutsch) und da steht in Artikel 20, frei übersetzt:

Wer mit weniger als 3 Zelten für eine Nacht auf unbewirtschaftetem Land nächtigen möchte, kann dies tun insofern er die Erlaubnis des Landbesitzers hat. Ausgeschlossen sind Nationalparks, besiedelte Gegenden und eben kultiviertes Land.

Wild campen sollte man bitte auch nicht wörtlich nehmen: Benehmt euch! 😉

 

Strom kostet auch in Island Geld

Aussage: Strom ist in Island kostenlos

Richtigstellung: Schön wär’s! Denn auch wenn Strompreise in Island etwas niedriger sind als bei uns und die Energie fast ausschließlich aus erneuerbaren Quellen wie Geothermie und Wasserkraft kommt, müssen auch Isländer ihre Stromrechnung bezahlen.

Auch gibt es in Island Energie aus fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas, nicht die ganze Energie kommt aus erneuerbaren Quellen. Ca. 15% der Energie werden auch hier durch Verbrennung gewonnen, ein Großteil davon allerdings im Straßenverkehr bzw. umliegenden Industrien.

 

Fazit

Um Island ranken sich einige Mythen. Die meisten davon sind schnell entlarvt, andere halten sich hartnäckig. Manche sind einfach nur lustig und vor allem die Isländer selbst machen sich einen Spaß daraus sie zu verbreiten, andere haben sich leider als nicht so hilfreich herausgestellt.

Um nichts falsch zu machen: Am besten immer aus mehreren Quellen informieren und im Zweifel bei den offiziellen Stellen nachfragen! Auch was hier im Blog steht, solltest du übrigens nicht ungefragt hinnehmen: Ich mache auch Fehler und ich freue mich sehr wenn du Medienkompetenz zeigst indem du mich darauf hinweist! Konstruktive Kritik ist hier immer Willkommen, egal ob in Form einer E-Mail oder eines Kommentars.

Liebe ARD: Wenn ihre zufällig auf diesen Beitrag stoßt, genau so ist das auch an euch gemeint. Euer Beitrag war größtenteils total gut und die paar kleinen Fehlerchen für mich einfach nur ein schöner Anlass zur Haarspalterei 😉

 

Viel Spaß in Island!

4 Kommentare

  1. Ursula sagt

    Mit Interesse und Schmunzeln gelesen! Der Hinweis beim „Wild“ Zelten ist offenbar bitter nötig, so wie sich- nach Klage von isländischen Farmern, gewisse Touristen aufführen! In der Meinung, das sei ja menschenleer-also wild drauflos! Ich hoffe einfach, dass die Touristen sich so benehmen, wie sie möchten, dass sich Gäste bei ihnen zu Hause benehmen!

    • Hallo Ursula,

      wahre Worte! Ich hoffe auch die Besucher benehmen sich in Zukunft. Die meisten tun es ja auch 🙂

      Liebe Grüße,
      Marc

  2. Christina sagt

    Schöne Artikel, aber: Klar schmeckt Wal ganz anders als Fisch. Liegt daran, dass es kein Fisch ist, sondern ein Säugetier 😉 Am ehesten wohl mit richtig gutem Rindfleisch zu vergleichen. Ich habe vor einigen Jahren Zwergwal in Norwegen gegessen (von einem privaten Fischer gekauft) und es war wirklich richtig lecker. Wie du allerdings schon sagtest: Ob es das wert ist, sei dahingestellt.

    • Hej Christina.

      Guter Punkt! 😉

      Auch wenn ein Wal kein Fisch ist, hatte das Fleisch schon etwas fischiges. Aber vielleicht ist das auch reine Kopfsache.

      Liebe Grüße,
      Marc

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